Hexenpost

Spiritualität - Umwelt - Gesellschaft

Die gute Hexe II

 

Mary wird am Morgen von den Sonnenstrahlen, die sie an der Nase kitzeln geweckt. Mit einem Satz schießt sie aus dem Bett. Heute ist ihr erster Tag als ausgelernte gute Hexe. Auf diesen Tag hat sie sich schon seit Jahren gefreut. Ab jetzt möchte sie lauter gute Taten vollbringen. Sie läuft in ihrem weißen Nachthemd zu ihrem kleinen Schreibtisch in der Ecke ihres Zimmers und zieht ihre Liste aus einer Schublade. Auf dieser Liste stehen Orte, an denen sie Gutes vollbringen kann. Zuallererst muss sie sich aber erst einmal etwas anziehen und mit ihrem Besen in die Großstadt zu den Menschen fliegen. Gesagt getan. Mary zieht sich ein schönes Oberteil und ihre neue Jeans an, schnappt sich ihren Besen und rennt ein Stockwerk tiefer in die Küche. „Heute hexe ich mir ein Frühstücksbuffet, welches auch für die Obdachlosen der Großstadt reicht“ beschließt Mary. Sie stellt sich vor den Küchentisch und schnippt mit ihren Fingern. Im Nu erscheint auf dem Küchentisch ein reichhaltiges Buffet mit allem was das Herz begehrt. Für die süßen Frühaufsteher stehen Donuts mit unterschiedlichen Glasuren, Zimtschnecken, Marmeladen-, Honig- und Nutellabrote. Für herzhafte Frühstückfans gibt es frisch gekochte Eier, Wraps mit Avocado, Speck, Wurst und Käse. Aber auch das Gesunde darf nicht fehlen! In einer riesigen Obstschale türmen sich sämtliche Obstsorten, die das Herz begehrt. Mary nimmt sich einen Wrap und eine Zimtschnecke für sich. Sie beschließt ihr Frühstück auf dem Weg in die Großstadt zu essen. Den Rest der Sachen hext sie mit einem Zauberspruch in ihre grüne magische Tasche. In diese magische Tasche passen unendlich viele Dinge und sie bleibt genauso groß wie zuvor. Ähnlich wie ein Fass ohne Boden. Mary schultert die Tasche, nimmt sich ihr Frühstück und macht sich mit ihrem Besen auf in die Großstadt. In der Großstadt angekommen fliegt sie auf den Marktplatz. Auf diesem herrscht jeden Morgen geschäftiges Treiben. Pendler, aber auch vor allem Obdachlose und Bettler bevölkern den Platz. Mary landet am Rande des Platzes in einer ruhigen Ecke. Dort murmelt sie einen Zauberspruch und eine riesige Theke, gedeckt mit einem Tischtuch und großen Essensplatten erscheint. Ein weiterer Zauberspruch bewirkt, dass sich ihre magische Tasche öffnet und das leckere Essen landet auf der gedeckten Theke. Mary hext zusätzlich einen Wasserspender und frischen Orangensaft auf die Theke. Als letztes holt sie aus ihrer grünen Tasche ein Megafon. Sie stellt sich an ihren Stand und begrüßt die Menschen. „Ich wünsche Ihnen allen einen schönen guten Morgen. Kommt und bedient euch an dem reichhaltigen Buffet. Es ist alles umsonst. Ich schenke es Ihnen für einen schönen Start in die neue Woche.“ Viele Menschen haben den Aufbau ihres Standes schon aus einiger Entfernung verwundert mitangesehen und nähern sich diesem langsam. Plötzlich erkennt sie einer aus der Menge und ruf laut: „Das ist doch die gute Hexe Mary. Vielen Dank liebe Mary für diese großartige Idee.“ Zustimmendes Gemurmel entsteht in der Menge und dann gibt es für die Menschen kein halten mehr. Die Masse strömt zu ihrem Stand und nimmt sich das Essen von den Tellern. Immer wenn eine Speise weggenommen wurde, erscheint auf wundersame Weise immer wieder eine Neue, an genau der gleichen Stelle. So werden die Teller, trotz der vielen Menschen, nicht leer. Nach gut einer Stunde verebbt der Ansturm an Menschen. Die Pendler müssen pünktlich auf der Arbeit sein. Mary hext mit einem Zauberspruch das übrige Essen in kleine Lunchpakete. Die Lunchpakete der Obdachlosen beinhalten zusätzlich vier Flaschen Wasser, Seife, ein kleines Zahnputzset, ein Regencape, einen Schlafsack mit Kissen und Deo. Diese befördert sie zusammen mit einem kleinen Zettel daran, an alle Obdachlosen der Stadt. Auf dem Zettel steht die Nachricht: Dieses Paket ist für dich! Liebe Grüße Hexe Mary. „So nun wäre die Stadt mit einem guten Frühstück versorgt und der erste Punkt meiner Liste ist abgearbeitet. Weiter geht es mit dem Zweiten.“ Mary schwingt sich auf ihren Besen und macht sich auf den Weg in das Krankenhaus der Großstadt. Im Krankenhaus angekommen, geht sie direkt auf die Kinderstation. Mary war schon einmal hier und weiß, dass hier Kinder mit schwersten Erkrankungen aller Art liegen. Sie betritt das Schwesternzimmer und platzt in eine Besprechung hinein. „Entschuldigen sie bitte. Ich bin Mary die gute Hexe. Ich würde gerne einen Arzt sprechen, damit ich den kranken Kindern helfen kann.“ „Verlassen sie sofort das Zimmer! Moment ich kenne sie doch. Waren sie nicht heute Morgen auf dem Marktplatz hinter einem großen Essenstand?“ rief eine der Krankenschwestern aus. „Ja genau. Das war ich auf dem Marktplatz. Ich habe ein kostenloses Frühstück für die Bewohner der Stadt gehext und jetzt möchte ich helfen die Kinder hier im Krankenhaus zu heilen.“ erklärt Mary der Schwester sehr geduldig. „Ich würde gerne mit dem zuständigen Stationsarzt über benötigte Ressourcen für die Heilung der Kinder sprechen.“ „Ich bin der zuständige Stationsarzt“ ruft ein weiß gekleideter Mann mit weißen Haaren und stahlblauen Augen aus. Er schnappt sich ein Tablet vom Tisch und verabschiedet sich von den Schwestern. „Setzen sie die Besprechung bitte erst einmal ohne mich fort.“ An Mary gerichtet sagt er: „Kommen sie, wir gehen in das Untersuchungszimmer, dort können wir in Ruhe sprechen. Ich heiße übrigens Dr. Klee. Wissen sie Mary ich habe tatsächlich ein paar Patienten, welche mir große Sorgen bereiten, da wir mit unserer Forschung zu den Erkrankungen nicht mehr weiterkommen. Sie können uns dort sicherlich weiterhelfen.“ Im Untersuchungszimmer angekommen, bietet Dr. Klee Mary auf einem Stuhl Platz zu nehmen. An Ressourcen benötigen wir ganz dringend neue hochtechnisierte Geräte. Am besten die neusten vom Markt. Dann fehlt uns geschultes Personal und vor allem Geld, um dieses und laufend benötigtes Material zu kaufen. Weiterhin brauchen wir Zeit, um selbst Daten und Proben von Erkranken zu erfragen/ entnehmen und auszuwerten oder von anderen Forschungseinrichtungen zu erhalten. Diese müssen spezifisch für unsere Themen auch noch aufbereitet und bereinigt werden, bevor wir damit überhaupt arbeiten können.“ „Oje, dass klingt nach viel Arbeit. Gut das ihr mich habt!“ sagt Mary und strahlt. „Sie müssen mir bitte einen Moment geben.“ Mary schließt die Augen und murmelt einen komplizierten Zauberspruch. Dann öffnet sie sie und sagt: „So ihre neusten Geräte und benötigte Materialien, sowie Bewerbungsunterlagen von qualifizierten Bewerbern aus Universitäten von ganz Deutschland, sind in der Forschungseinrichtung. Hier ist ein Scheck über fünf Millionen Euro für ihre Forschung. Alle gesammelten Daten aus der EU und den USA liegen anonymisiert und nur mit diesem Passwort zugänglich auf einem gesicherten Server.“ Sie zieht aus einer Tasche einen Umschlag mit einem DIN A 4 Blatt heraus. Nur sie und ihre Kollegen der Forschungseinrichtung haben das Passwort und die Zugriffsrechte auf diese Daten. Wenn sie Schabernack damit treiben und sie nicht für die Forschung einsetzen, werden sich die Daten und auch der Scheck selbst zerstören. Mit ihm auch alle neuen Geräte und benötigten Materialien, die sie von mir erhalten haben. Also handeln sie weise und im Sinne der Kinder.“ Mit diesen Worten steht Mary auf und verlässt den Raum. Dr. Klee schaut verdattert auf den Umschlag vor ihm. Er zwickt sich, um sicher zu gehen, dass er diese Begegnung nicht geträumt hat. Dann besinnt er sich und ruft Mary hinter her: „Vielen Dank. Ich werde ihre Ressourcen im Sinne der Menschen und Kinder einsetzen!“ Doch Mary ist schon aus dem Krankenhaus draußen und schwebt über diesem auf ihren Besen. „Heute habe ich der Menschheit geholfen. Ich hoffe sie machen das Beste daraus!“ Mit diesen Gedanken fliegt sie über die große Stadt nach Hause.

 


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