Hexenpost

Spiritualität - Umwelt - Gesellschaft

Bogenschießende Hexe Mohaelina

 



Aufgeregt und mit einem breiten Lächeln auf den Lippen begibt sich Mohaelina zum Garten ihrer Eltern. Auf ihrem Rücken ragt ein großer, flacher Rucksack hervor, der sie eine gute Hand breit überragt, und aus dem schwarzen Rohr, das ebenfalls im Rucksack ist, kann man ein klapperndes Geräusch wahrnehmen.
Mohaelina öffnet das Tor mit dem Schlüssel, den sie von ihrer Mutter zuvor bekommen hatte und betritt das paradiesische Grün. „Guten Tag.“, lächelt sie in die Runde und sieht die Blumen und Bäume im Garten der Reihe nach an. Als ihr Blick auf die beiden Holunderbüsche am Eingang fällt geht sie auf diese zu. „Guten Tag Göttin Holle. Ist das nicht ein schönes Wetter?“, lächelt sie die beiden Büsche an bevor sie in den Himmel hinaufsieht.
Dieser ist wolkenlos und in einem schönen Blau gefärbt. Als sie das Gefühl bekommt, dass sie beobachtet wird, dreht sie sich in dessen Richtung. Ihr Blick fällt auf den Pflaumenbaum, der bereits abgeerntet ist. Sie erinnert sich daran wie es das letzte Mal war, als sie die Früchte geerntet hatte. Seit einiger Zeit spürt sie die kleinen Wesen im Garten und hat die Beobachter zum ersten Mal bemerkt als sie im Baum stand und das Obst geerntet hatte.
„Hallo ihr Lieben. Keine Sorge, die letzten Früchte bleiben für euch. Ich habe für uns so viel geerntet wie wir verarbeiten konnten und den Rest noch verteilt.“, beruhigt sie die kleinen Wesen im Baum und begibt sich weiter ins Garteninnere. Neben der Laube befindet sich eine Art Staffelei, die jedoch breiter und stabiler ist als die für eine Leinwand zum Zeichnen. Sie ist abgedeckt, damit das Wetter dem darunter nicht allzu sehr zusetzen kann.
An dieser angekommen nimmt Mohaelina das Lacken, das die Staffelei abdeckt, herunter und macht den Blick frei auf ein Ziel, das fürs Bogenschießen verwendet wird. Aufgeregt streicht sie darüber. Das Ziel und der Stand sind noch neu und unberührt. Das Papier ist glatt und sie kann die Verstärkungsfäden darin spüren.
Bevor sie sich jedoch in diesem Gefühl verliert nimmt sie den Rucksack herunter und öffnet diesen. Sie nimmt alle Einzelteile ihres Bogens heraus und baut ihn zusammen. „Hallo mein Freund. Lust auf eine Runde Training?“, lächelt sie.
Aus dem Rohr, aus dem es zuvor geklappert hatte, holt sie sich einige Pfeile heraus und geht mit ihrer gesamten Ausrüstung auf die Wiese. Sie sieht sich die Bäume an, die um sie herumstehen. Ein alter Apfelbaum rechts neben ihr, der bald für die Ernte bereit ist, und ein junger Pfirsichbaum schräg links vor ihr. Sie begrüßt die beiden ebenfalls und setzt den Bogen, auf seinem Ständer, rechts neben sich, ab. Den Köcher mit den Pfeilen lehnt sie an den Ständer an und setzt sich im Schneidersitzt auf die Wiese. Sie schließt ihre Augen und atmet ein paar Mal tief ein und wieder aus.
In ihren Gedanken visualisiert sie wie Wurzeln aus ihren Füßen und Sitzbeinhöckern herauswachsen und sich in die Erde unter sich schlagen. Tiefer und tiefer, bis sie am Erdkern ankommen. Dort zieht sie sich etwas Kraft von der Erde und lässt sich mit dieser durchfluten. Danach nimmt sie die Wärme der Sonne in sich auf und das zarte Lüftchen, das an diesem Tag weht. Zum Schluss nimmt sie das Zwitschern der Vögel und das Rascheln des Laubs und der Pflanzen in sich auf. Sie lauscht der Musik ihrer Umgebung und versucht ihren Herzschlag an dieses anzupassen, um eins mit der Natur zu werden.
Als sie ihre Augen wieder öffnet steht sie auf, legt sich den Köcher an sowie ihre Schutzausrüstung und nimmt den Bogen in die Hand. Sie stellt sich so hin wie sie es gelernt hatte und spannt einen Pfeil in die Sehne des Bogens. Schritt für Schritt geht sie von ihrer Ausgangshaltung in das Spannen der Sehne und das Zielen über. Sie versucht sich zu konzentrieren und zielt, doch als sie die Sehne loslässt verschiebt sich ihre Haltung und der Pfeil landet im Pfirsichbaum.
„Oh nein!“, zuckt sie zusammen als hätte der Pfeil sie getroffen. Schnell legt sie ihren Bogen wieder auf den Ständer zurück und eilt zum Baum. „Das tut mir so leid. Das wollte ich nicht.“, spricht sie ihn an und begutachtet die Stelle, an der der Pfeil steckt. Es handelt sich um einen jungen, noch recht dünnen Zweig. Wäre er noch in einem Stück, wäre er so dick wie der Pfeil, jedoch ist er nun geteilt und der Pfeil steckt mittendrin.
„Das tut mir wirklich so leid. Normalerweise ziele ich besser. Beim Training habe ich sonst weitere Distanzen geschafft, aber anscheinend war ich zu aufgeregt.“, entschuldigt sie sich weiter bei dem jungen Baum. „Ich nehme den Pfeil raus. Ich hoffe es tut dir nicht weh.“ Wie sie erklärte entfernt sie langsam den Pfeil, um den Zweig nicht noch mehr zu verletzten. Als der Pfeil hinaus ist, ist sie ein wenig beruhigter. Der kleine Zweig ist noch am Baum und lässt sich andrücken.
Vorsichtig drück sie den Zweig an den Ast. Sie will gerade die Augen schließen als sie die Präsenz eines kleinen Wesens spüren kann. Sie richtet ihre Aufmerksamkeit auf diese und kann ein zartes kleines Wesen erkennen mit Schmetterlingsflügeln und spitzen Ohren. „Tut mir leid, dass ich deinen Schützling verletzt habe.“, sieht die junge Frau die kleine Elfe an.
Diese legt ihre Hände an die Stelle, auf der auch Mohaelina ihren Daumen drückt. „Ich heile ihn, keine Sorge.“, lächelt sie das kleine Geschöpf beruhigend an und schließt ihre Augen. Wieder visualisiert sie wie sich Wurzeln aus ihren Fußsohlen in die Erde schlagen, bis zum Erdkern. Dieses Mal zeiht sie die Energie über ihre Wurzeln, durch ihren Körper, zu dem verletzten Zweig.
Während sie spürt, wie eine Wärme sie durchströmt und weiter durch ihren Finger zu dem Bäumchen fließt, sieht sie mit ihrem dritten Auge wie zarte Fäden die beiden getrennten Teile des Baumes wieder verbinden und den Spalt überwinden. Konzentriert und bedacht hält Mohaelina diesen Zustand aufrecht, bis sie sehen kann, dass die Wunde „genäht“ ist. Ein letztes Mal schickt sie Heilungsenergie an die Stelle, an der zuvor der Pfeil steckte und gibt danach die restliche Energie wieder zurück an Mutter Erde.
Vorsichtig öffnet sie ihre Augen und sieht zu dem kleinen Wesen, das sie anlächelt. „Hat es geklappt?“, fragt sie unsicher. Obwohl sie der Elfe zuvor noch versichert hatte, dass sie den Baum heilen wird, hat sie doch Sorge, dass der Baum den Zweig noch verlieren wird.
Erst als sie das Nicken des kleinen Geschöpfes sieht wandern ihre Augen zu dem Zweig. Die Wunde ist fast gar nicht mehr zu sehen und nur wenn man Kraft anwenden würde, könnte man den Zweig von dem Ast wieder trennen.
Erleichtert atmet die junge Frau aus und sieht zu der Elfe. „Ich werde mich wohl doch lieber neben den Baum stellen, damit das nicht noch einmal passiert.“ Die kleine Elfe nickt und Mohaelina stellt ihren Bogen auf Höhe des Baums. „Aber bevor ich weiter schieße verbinde ich die Stelle noch. Dann kann sie besser verheilen.“, erklärt sie und geht bereits in die Laube.
Dort holt sie ein Wickelband heraus, das ihre Eltern zum Festbinden der jungen Bäume an ihre Stützpfeiler benutzen. Sie wickelt das Band ein paar Mal um den kleinen Zweig und den Ast und bindet es fest wie einen Verband beim Menschen.
„Damit sollte es besser gehen.“, erklärt sie der Elfe und bringt alles wieder zurück.
Nach ihrem Training, in dem es danach keine weiteren Vorfälle gab, geht sie erneut zu dem Baum und sieht nach dem Verband. Sie legt ihre Hand in die Nähe der Wunde und verbindet sich mit dem Baum. Sie spürt die Vitalität des Baumes und wie die Energie alle Äste und Zweige bis in die Blätter und Spitzen des Baumes durchfließt. Auch die verletzte Stelle. „Wenn ich das nächste Mal komme, sehe ich wieder nach dir. Solltest du nochmal Heilungsenergie brauchen, sag mir Bescheid.“, flüstert sie dem Baum zu und nachdem sie ein warmes Gefühl von der Pflanze durch ihre Hände spürt lächelt sie und trennt sich wieder von ihr und Mutter Erde.

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