Hexenpost

Spiritualität - Umwelt - Gesellschaft

Beim Besen meiner Mama

 

Ich behaupte, eine gute Hexe zu sein. Ich habe die Fähigkeit, Menschen durch Gedanken zu beeinflussen. Natürlich weiß ich ganz genau, dass ich nie in das Schicksal eines Menschen eingreifen darf. Trotzdem trage ich diese Gabe in mir. Ich lebe als freie Hexe und nutze täglich meine Magie. Magie einzusetzen bedeutet für mich, die Energie meines Geistes, meines Gefühls und meines Verstandes für eine gute Sache stehen zu lassen. Für andere Menschen. Für Tiere. Für meine Familie und Freunde, aber manchmal auch für mich. Täglich werden mir die Kraftfelder bewusst, aus denen wir Hexen großartige Magie ziehen können. Da wären die Elemente. Das Feuer, das Wasser, die Erde und die Luft, aber auch das fünfte Element darf nicht vergessen werden. Der Spirit, denn ein Glaube ist wichtig. Wer daran glaubt, dass außerhalb der menschlichen Kraft noch etwas anderes existiert, wird sein magisches Ziel immer erreichen. Es macht uns stark und fördert unsere Ziele. Viele Hexenschwestern bitten um Hilfe bei Astarte, Freya oder Brigid. Und das ist auch völlig in Ordnung.
Ich vertraue mich gerne den Hütern der Elemente an und glaube an das große Ganze, das wir jeden Tag erleben können, wenn wir nur unsere Augen und Herzen öffnen. Selbstverständlich bedanke ich mich auch bei den Naturgeistern, wenn sie mir eine Feder oder ein besonderes Stück Holz vor die Füße gelegt haben. Ich bedanke mich oft mit einer Kupfermünze gerade bei den Erdgeistern, denn jeder von uns weiß ja, wie sehr sie diese Münzen lieben. Nur, gefundenen Münzen wieder herzugeben, fällt mir manchmal schwer. Man sagt ja, eine gefundene Kupfermünze wäre ein kleiner Gruß deiner Verstorbenen, die gerade an dich denken.
Ich liebe den Geruch von Weihrauch, mit diesem lässt sich der Zugang zur spirituellen Welt hervorragend öffnen. Sandelholz, das positiv auf die Psyche wirkt, innere Ruhe und Zufriedenheit schenkt. Und Flieder, der negative Energien auflösen kann. Meine Farben sind eindeutig schwarz, braun und ein dunkles Rot. Mein täglich benutzter, magischer Lieblingsgegenstand ist mein Besen. Anstatt einen modernen Staubsauger zu benutzen, kehre ich mit meinen Besenfreund allen Schmutz aus meinem Haus erfolgreich heraus und werde es in 100 Jahren noch so handhaben. Kerzen, Pendel und mein Pentagramm, das als Schutzanhänger um meinen Hals hängt, gehören ebenfalls zu mir. Ja, und ich stehe sehr auf Rituale, obwohl ich eine spontane und abenteuerlustige Hexe von heute bin. Diese beende ich IMMER mit den Worten „und möge es allen nutzen“. Am liebsten halte ich mich in der Natur auf, umgeben von Tieren aller Art.
Krafttiere. Sehr wichtig! Seit meiner ersten Krafttierreise kenne ich die für mich selbst bestimmten Freunde und Beschützer. Sie erfüllen mir den Wunsch, mich mit der Natur zu verbinden und verkörpern meine Fähigkeiten und Kräfte auf der psychischen, aber auch inneren Ebene. Meine Wächter sind ein Wolf und ein weißes Pferd. Es gibt noch eine Menge anderer Helfertiere, die nur für kurze Zeit ins Leben treten und ihre Fähigkeiten zur Verfügung stellen, damit eine schwierige Phase so gut es geht überstanden werden kann. Auf jeder Krafttierreise werden vom Unterbewusstsein bestimmte Tiere aufgesucht, um aus ihren Eigenschaften und Fähigkeiten neue Kraft zu schöpfen. Oder aber wir selber werden von Tieren aufgesucht, die uns mit ihren Eigenschaften in nächster Zeit zur Seite stehen möchten. Ich bezeichne mich durchaus nicht als Schamanin, aber auch den spirituellen Weg zum Medizinrad der Welt trete ich mental immer wieder an der Seite meiner Krafttiere gerne an. Hier finde ich jegliche Antworten.
Tiere überhaupt haben einen äußerst wichtigen Stellenwert in meinem Leben. Schon immer fühlte ich mich von ihnen magisch angezogen und war stets zur Stelle, um ihnen zu helfen. Sie sind einfach bessere, ehrlichere Begleiter als mancher Mensch. Vertrauen sie dir, lassen sie dich nie im Stich und zeigen dir täglich ihre Treue und ihre Liebe. Mögen sie dich nicht, haben sie keine Scheu, dir dies augenblicklich zu zeigen. Und wenn wir ehrlich sind, sind sie der Spiegel unseres Selbst.
Ich liebe diese Seelen, aber besonders Hunde und Pferde. Jedes Tier, das meinen Weg kreuzt, bekommt, wenn es mag, ein Zuhause bei mir. Vor einigen Jahren bin ich mit einem Teil meiner Familie aufs Land, in eine ehemalige Moorgegend, gezogen. Durch einen schicksalshaften Zufall haben wir angefangen, einigen Tieren, die ohne uns keine Überlebungschance mehr hatten, bei uns ein neues Zuhause zu geben. Zwei Hamster und unsere 6 Hunde leben mit uns im Haus, alle anderen sind in der gegenüberliegenden Scheune gut aufgehoben. Unsere Scheune wird von einer besonderen Seele bewohnt. Ein junger Mann hatte sich vor vielen Jahren darin erhängt. Aber mit uns hat er Frieden geschlossen und beschützt sogar unsere Tiere. Aus Respekt ihm gegenüber meiden wir es, nach 22.00 Uhr in den Stalltrankt zu gehen. Sollte es trotzdem einmal passieren, entschuldigen wir uns bei ihm.
Unter den geretteten Tieren befindet sich auch, wie es sich für eine echte Hexe gehört, grins, natürlich ein pechschwarzer Kater. Dieser lebt frei und unabhängig bei uns und kommt als „Achtzehnuhrkater“ immer nur dann, wenn er hungrig ist. Bevor das Futter in seinen Napf gelangt, zeigt er jedoch jedes Mal seine Dankbarkeit, indem er sich streicheln lässt.
Somit stecken wir nun schon völlig in meiner Geschichte. Durch Zufall gelang es uns, junge Ponys zu retten. Viele hatten ihr Vertrauen in den Menschen völlig verloren, obwohl sie kaum sechs Monate alt waren. Die Angst in ihren Augen war nicht zu übersehen. Ohne weiter darüber nachzudenken, nahmen wir sie mit zu uns. Hier durften sie in einer kleinen Herde lernen, wieder ein artgerechtes Leben unter ihresgleichen zu führen. Wir päppelten sie auf, kümmerten uns liebevoll um ihren Gesundheitszustand und vermittelten sie anschließend in ein liebevolles Zuhause. Somit schienen wir unsere Lebensaufgabe gefunden zu haben.
Irgendwann entwickelte es sich in die Richtung, dass wir auf unserem Hof Kindern die Möglichkeit gaben, mit unseren Ponys ein Team zu werden. Kinder und Tiere gehören einfach zusammen und gerade für Kinder, die körperlich oder geistig eingeschränkt sind, ist es ein Geschenk, sich mit diesen Tieren zu beschäftigen.
Jetzt stellt sich sicherlich die Frage, was eine Hexe mit dieser Geschichte zu tun hat. Täglich versuche ich, meine Wahrnehmung zu schärfen und gerade das gelang mir unbewusst an meinem Arbeitsplatz. Ich arbeite als Schulbegleiterin. Das bedeutet, ich begleite ein Kind, das ohne Hilfe nicht in der Lage wäre, den Schulalltag zu meistern. Eines Tages begegnete ich auf dem Schulhof einem zehnjährigen Mädchen, das nicht sprach. Irgendwann lächelte sie mich in den Pausen, sobald wir uns begegneten, schüchtern an. Sie schien zu spüren, dass ich anders war.
Eines Tages sprach ich die Lehrerin auf dieses Mädchen, nennen wir sie Isabelle, an. Dieses Kind hatte ein Sprachproblem, seit es auf dieser Schule war, doch niemand konnte ihr helfen. Nach Rücksprache der Eltern lud ich das Mädchen zu mir auf den Hof ein. Zuerst sollte es wirklich nur ein erster Kontakt mit den Tieren werden.
Isabelle fürchtete sich zunächst vor jedem Tier, das ihr zu nahe kam. Ich akzeptierte ihre Zurückhaltung und suchte ein Minishetty aus, das mit nur vier Monaten und völlig abgemagert, zu uns kam. Es war kleiner als ein Schäferhund.
Isabells Eltern schöpften Hoffnung und vertrauten meinem Bauchgefühl, als ich sie darum bat, ihre Tochter regelmäßig zu mir zu bringen. Bei jedem ihrer Besuche empfing ich sie mit dem Pony „Mondschein“. Isabelle beobachtete das kleine Tier genau, traute sich aber niemals, sich ihm zu nähern. Nachdem ich Mondschein geputzt hatte, machten das Pony, Isabelle und ich einen gemütlichen Spaziergang. Manchmal erzählte ich ihr dabei etwas über die Ponys, manchmal schwiegen wir in friedlicher Eintracht. Erfreut hörte ich, dass Isabelle, wenn sie nach Hause kam strahlte und anfing, fröhliche Ponybilder zu malen.
Eines Tages, ich wartete mit Mondschein wie immer am Tor auf Isabelle, da nahm sie mir schüchtern das Führstrick des Ponys ab und führte es wie selbstständig zum Putzplatz. Hier zu beobachten, wie sie ihre kleine Hand vorsichtig auf die Stirn des Tieres legte, ließ mir mein Herz aufgehen. Aber als sie mich danach ansah und so etwas wie “Ich hab Mondschein lieb“ sagte, war ich völlig sprachlos.
Seit diesem Tage an, verständigte sich das Mädchen durch Laute mit ihrem vierbeinigen Freund Mondschein. Und mit mir. Sie schien zu spüren, dass ich, im Gegensatz zu dem Pony, nicht ein Wort verstand und lachte mich dafür sogar ein wenig aus.
Erst einige Wochen später konnte ich ein paar Worte verstehen. Isabelle und das Pony Mondschein waren schon lange ein eingeschweißtes Team geworden, trotz der Mischung aus Lauten und ersten Worten.
Ja und dann kam der Tag, an dem ich Isabelle verstehen konnte. Langsam wurde sie selbstbewusster und öffnete sich der Welt. Wir fingen an, von Wundern zu sprechen. Von der Natur, von dem Schicksal und dem Bauchgefühl, für andere da zu sein, ohne sie mit Worten zu verstehen. Und genau das ist für mich eine Art von Magie auf  höchster Ebene. Man sollte zuhören, einfach da sein und einem gequältem Wesen seine Zeit lassen.
Als Hexe geboren und als Hexe zu leben bedeutet deshalb für mich, dieses Leben mit all seiner Schönheit und Magie erleben zu dürfen.

 

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